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Bettwanzen kennen keine Sterne

Im Gespräch mit dem professionellen Schädlingsbekämpfer Markus Kernegger

Der Schädlingsbekämpfer und Geschäftsführer der Firma Pesttech, Markus Kernegger, ist seit sieben Jahren im Geschäft, wenn es darum geht, Schädlingen den Garaus zu machen. Im Interview spricht er über Tauben, Kakerlaken, die Rattenplage in Linz und den Vormarsch von Bettwanzen.

Herr Kernegger, hat nicht jeder x-Beliebige die Lizenz zur Schädlingsvernichtung? Braucht es dazu unbedingt einen Profi?

Kernegger: Schädlingsbekämpfung ist ein konzessioniertes Gewerbe. Ein Otto Normalverbraucher hätte nicht den Zugang zu unseren Mitteln.

Was sind eigentlich die gängigsten Schädlinge, mit denen Sie zu kämpfen haben?

Kernegger: Ratten, Mäuse, Schaben und vor allem die Bettwanzen sind stark im Vormarsch. Aber auch Tauben sind immer wieder ein großes Thema. Der aggressive Taubenkot zählt zum Gefahrengut, da er salpetersäurehaltig und stark ätzend ist. Er schadet nicht nur den Bauobjekten, er ist zudem extrem schädlich für die Atemwege. Ebenso gefährlich ist einer ihrer Begleiter, die Tauben-Zecke. Dieser blutsaugende Parasit befällt alles, was warmblütig ist, im schlimmsten Fall auch Menschen. Aus diesen Gründen haben wir schon bei zahlreichen Häusern Taubenabwehrsysteme errichtet.

So gesehen ist Schädlingsbekämpfung ein Beruf mit Zukunft.

Kernegger: Durchaus. Es müssen schließlich auch die Normen, Richtlinien und gesetzlichen Bestimmungen der EU erfüllt werden. Diese werden immer umfassender und strenger. Darüber hinaus zieht es zukünftig mehr Menschen in die Städte. Viele Leute auf engem Raum produzieren mehr Müll. Mehr Müll bedeutet wiederum ein erhöhtes Schädlingsaufkommen, wie zum Beispiel Ratten.

Wie viele Ratten leben eigentlich in Linz? Kann man von einer Rattenplage sprechen?

Kernegger: Viele leben im Irrglauben, dass es keine Ratten gibt, wenn man keine sieht. Dem ist nicht so. Die Ratten leben im Untergrund, in Kanalisationen, und sie sind nachtaktiv. Schätzungen zufolge kommen auf jeden Einwohner zwei bis drei Ratten. Es gibt also auch bei uns eine Rattenplage.

Angeblich gibt es Fälle, wo Ratten aus Toiletten gekrochen sind, nachdem Hausbewohner ihre Essensreste hinuntergespült haben. 

Kernegger: Ja, es kam schon öfters vor, dass Ratten über das WC den Weg direkt in die Wohnung fanden, nicht nur ins Erdgeschoss, mitunter auch bis in die obersten Stockwerke.

Haben Sie sich bei Einsätzen schon einmal geekelt? 

Kernegger: Ich erinnere mich an einen Einsatz in einer Leichenwohnung. Da wimmelte es nur so von Maden und Fliegen. Alles war mit Blut, Kot und Urin verschmiert. Die Leiche wurde erst nach einem längeren Zeitraum in der Wohnung aufgefunden. Das war sogar für mich grenzwertig. Vor allem auch die Geruchsbelastung und der Umstand, dass der Verstorbene keine Angehörigen mehr hatte.

Stimmt es, dass mangelnde Hygiene Schädlingsbefall begünstigt?

Kernegger: Wenn der Haushalt nicht sauber geführt wird, kann es durchaus leichter zu einem Schädlingsbefall kommen. Herumliegender Zucker zieht beispielsweise Ameisen an. Kakerlaken, also die deutschen braunen Schaben, hingegen kommen häufig durch Einschleppung ins Haus. Wenn die Lebensumstände schlecht sind, kaufen sich Leute Billigware auf Flohmärkten zusammen. Dadurch werden die Larven gleich miteingeschleppt. Ist dann auch noch der Haushalt nicht sauber geführt, dann haben sie es schnell mit einem Schädlingsthema zu tun.

Demnach zählen arme Menschen eher zu Ihrer betroffenen Kundschaft?

Kernegger: In gewisser Hinsicht könnte man das so sagen. Flöhe sind beispielsweise hauptsächlich ein Thema bei Obdachlosen, die einen Hund als Begleiter haben. Da für eine tiergerechte Behandlung meist das nötige Kleingeld fehlt, kommen bei diesen Vierbeiner Parasiten häufig vor. So ein Floh überlebt lange Zeit in einer Ritze mit »lachendem Gesicht«, wenn ich das mal so salopp sagen darf.

Ist die Scham groß, wenn Menschen um Ihre Hilfe bitten?

Kernegger: Ja, vor allem bei Privatpersonen. Wenn es sich um Bettwanzen oder Schaben handelt, ist das Schamgefühl besonders hoch. Viele Menschen rufen uns leider erst dann, wenn die Lage bereits prekär ist.

Wenn Sie verreisen, nehmen Sie dann die Betten in Hotelzimmern genauer unter die Lupe? 

Kernegger: Als Schädlingsbekämpfer betrachtet man Räume wohl mit etwas anderen Augen. Ich ertappe mich beispielsweise dabei, dass ich auch im Urlaub Schädlings-Monitoring betreibe. Je stärker die Frequentierung, desto größer ist die Gefahr eines Befalls. Es spielt dabei keine Rolle, ob das Hotel drei oder fünf Sterne hat, denn Bettwanzen kennen keine Sterne.

(Quelle angeben: Quellenangabe: Foto: Matthias Witzany, Text: Daniela Warger.)